Angefangen habe ich mit einer sehr einfachen, manuell betriebenen Schusternähmaschine aus China, die ich für 120€ neu auf eBay gekauft habe. Sie ist sehr vielseitig und macht einen guten Job, brauchte aber zunächst noch viel Zuwendung. Das gute war, dass die Nähmaschine extrem simpel aufgebaut und leicht zu verstehen ist.

Die teilmontierte Maschine war bei Lieferung rundum ölverschmiert und hat auch so gerochen. Das Garn war zu dünn und auch sonst war sie kaum zu gebrauchen. Aber sie funktionierte. Als erstes habe ich das unbrauchbare Stativ weggeworfen und die Maschine auf einen schweren Holzblock geschraubt. Nachdem ich sie gesäubert hatte, habe ich alle beweglichen Teile geölt oder großzügig gefettet.

Die Mutter des Schwungrades musste ich gegen eine tauschen, die nicht andauernd abfällt. Das Loch der Stichplatte habe ich größer und die Kanten rund gefeilt, damit es nicht ständig den Faden abschneidet. Am Fuß habe ich ebenfalls viel gefeilt, damit er nicht so starke Spuren auf dem Leder hinterlässt. Eine alte Chipsdose habe ich zum Garnhalter umfunktioniert und mir eine Einfädelhilfe aus Schweißdraht gebaut.

Aus 40 Neodym-Magneten (die aus den Gizeh-Packungen) habe ich mir eine Randführung gebaut. Die kleine Plastikkurbel habe ich durch eine größere aus Holz ersetzt, die mir ein guter Freund gedrechselt hat. Zu guter Letzt habe ich 140er LR-Nadeln auf die richtige Länge gesägt, um 20er Garn verarbeiten zu können. Als Vorbild habe ich mir hierfür die installierte Nadel genommen. Wichtig dabei war, die Länge ab dem Öhr zu messen, nicht ab der Spitze.

Nach all diesen Umbauarbeiten und einigem Feintuning der Fadenspannung funktioniert die Maschine sehr gut. Sie kann Leder von 1-10 mm Stärke problemlos nähen und ist durch ihren dünnen Arm und den drehbaren Maschinenkopf sehr flexibel. Drei Jahre hat sie mir gute Dienste in meiner Werkstatt geleistet und ich nutze sie manchmal heute noch, um schwer zugängliche Stellen zu nähen, zum Beispiel bei der Reparatur von Schuhen.

Für Einsteiger und Fortgeschrittene ist diese Ledernähmaschine eine unschlagbare Empfehlung. Sie macht alles mit, ist gut zu kontrollieren und völlig anspruchslos. Ab und zu ein Tropfen Öl, mehr braucht sie nicht. So gut wie jede Näharbeit mit leichtem bis mittelschweren Material lässt sich mit etwas Übung damit umsetzen.

Natürlich ist die Maschine, was sie ist. Ihr Obertransport ist okay, aber er kann nicht zaubern. Gerade bei mehreren Lagen Leder gehören manchmal schon ein paar beherzte Handgriffe dazu, damit nichts verrutscht und die Stichlänge halbwegs gleichmäßig bleibt. Außerdem ist bei Garnstärke 20 Schluss und die Unterfadenspule ist recht klein und fummelig.

Nach drei Jahren Lederarbeit konnte die Qualität der Maschine nicht mehr mit der Qualität meiner Handarbeit mithalten. Mit Erlernen der Sattlernaht konnte ich meine Qualität halten, aber für große Projekte ist der Zeitaufwand auf Dauer zu groß. Somit war für mich der nächste logische Schritt eine Nähmaschine mit Dreifachtransport, großer Unterfadenspule und – weil es sowas leider nicht mit Handbetrieb gibt – mit viel, viel Power. Gesagt, gespart.

Meine neue Maschine, eine Hightex Cowboy CB3500, ist ein absoluter Traum. Ihre Industriequalität ist mit der chinesischen Handmaschine überhaupt nicht zu vergleichen. Sie ist wiegt allerdings auch zehnmal so viel und musste per Spedition auf Palette geliefert werden. Zu zweit haben wir die gerade so in den ersten Stock gewuchtet bekommen. Für ihren Preis bekommt man 30 der chinesischen Maschinen.

Ich habe mit der chinesischen Schusternähmaschine viel gelernt und noch mehr gearbeitet. Viel von dem Geld für die große Maschine habe ich mit ihr verdient. Ich kann sie jedem Menschen empfehlen, der ein schmales Budget hat und bereit ist, ein bisschen Zeit und Arbeit zu investieren. Für den Preis kann man absolut nichts verkehrt machen.

zurück